Die Aspekte der Architektur ins Bewusstsein rufen
Für ein gutes Gesicht der Stadt
Vilsbiburg. Das Thema Architektur war in der Stadt bislang die alleinige Domäne des Stadtrats im Zusammenspiel mit der Überzeugungskraft der beteiligten Architekten und dem Beharrungsvermögen des Denkmalschutzes. Allerdings ist in den vergangenen Jahrzehnten auch kein ins Auge stechendes öffentliches Gebäude gebaut worden. Die meisten außergewöhnlichen Bauwerke in der Stadt wurden von privater Hand errichtet - das LichtSpielberg-Kino etwa oder das neue Flottweg-Verwaltungsgebäude. Der völlig überhastete Entscheidungsprozess bei der Auswahl des Trinkwasserbrunnens zeigt aber deutlich, dass die Architekturdebatte mehr Öffentlichkeit benötigt.
Schon im vergangenen Sommer trafen sich einige befreundete Vilsbiburger, denen Kunst und Architektur am Herzen liegt. Sie diskutierten über Mitsprachemöglichkeiten von Bürgern und über Gestaltungsmöglichkeiten in einer kommunalen Demokratie. Die Kunsterzieher Wolfgang Zeilbeck und Wolfgang Schneeweiß gehören dem Kreis an, die Architekten Stephan Birnkammer und Claudia Geilersdorfer, die Künstler Uta Lenk und Martin Nickl-Esch oder Michael Klein, der für einen Kunstbuchverlag arbeitet. Das Ziel der Gruppe war, Kunst und Architektur in der Stadt in eine stärkere öffentliche Debatte zu bringen. Man wolle mit dem Stadtrat, der letztlich immer die Entscheidung treffen und die Verantwortung übernehmen muss, das faire, persönliche Gespräch suchen, sagte Wolfgang Schneeweiß, der das Projekt am Montagabend im Stadtrat vorgestellt hat. Die beste Form, die im kommunalen Miteinander dafür vorgesehen ist, bietet eine Agenda-Gruppe.
Auch die missglückten Bauwerke stehen länger
Es habe ja in Vilsbiburg bereits eine Reihe erfolgreich zu Ende gebrachter Projekte im Sinne der Agenda 21 gegeben, sagte zweiter Bürgermeister Hans Sarcher, der die Sitzung in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Helmut Haider leitete: "Es wäre durchaus in unserem Sinn, wenn sich hier neue Aktivitäten ergeben würden."
Schneeweiß erinnerte die Stadträte daran, dass eine Stadt für ihre Projekte nicht nur eine finanzielle Verantwortung trage, sondern auch für deren Gestaltung. Denn die meisten Gebäude stehen länger als eine Generation, und das gelte auch für diese, die nicht so geglückt sind. Er habe den Eindruck, sagte Schneeweiß, der einzelne Stadtrat sei oft überfordert bei seinen Entscheidungen über architektonische Fragen. Deshalb wünsche sich die Agendagruppe, dass sich der Rat bei architektonischen Entscheidungsfindungen von einem überörtlichen Gestaltungsbeirat beraten lassen möge und den kreativen Ansporn von Wettbewerben suche. "Vilsbiburg ist als Standort bedeutender Unternehmen angewiesen auf ein gutes Gesicht der Stadt." Die Agendagruppe sieht, dass die Stadt in den kommenden Jahren ihr architektonisches Gesicht verändern wird. Die Projekte Kunstgalerie, Kulturhaus, Gasthaus an der Vils und natürlich die gedeihliche Entwicklung des Haslbeck-Geländes verlange nach mehr öffentlichem Bewusstsein für die positive Wirkung gelungener Architektur im Stadtraum.
Die Gruppe möchte dazu beitragen, die Bedeutung von Architektur für eine Stadt deutlich zu machen. Die Kunst diene dabei als ständige kreative Auseinandersetzung, um das Bewusstsein für Gestaltungsmöglichkeiten wach zu halten. Eine Galerie oder ein Kunsthaus seien Orte, an denen sich der Kultur- und Bildungsgedanke manifestiere.