Text, Fotos: Vilsbiburger Zeitung, 25.08.2014, Georg Soller

Schlussfeier zur Dorferneuerung Haarbach

Schlussfeier zur Dorferneuerung Haarbach

Dem Dorf eine Zukunft geben

Schlussfeier zur Dorferneuerung in Haarbach - Stadt mit 1,7 Millionen Euro beteiligt

Vilsbiburg/Haarbach. Bei strahlendem Sonnenschein wurde gestern Vormittag die neue „grüne Ortsmitte" eingeweiht: „Durch Ihr gemeinsames Engagement hat sich Haarbach im Laufe der Jahre verändert. Plätze und Orte tragen nun Ihre Handschrift" sagte Vilsbiburgs Zweiter Bürgermeister Johann Sarcher an die Adresse der Dorfgemeinschaft, die bei dieser mehr als zwei Millionen Euro teueren Dorferneuerung voller Tatkraft mitgewirkt hat. Auch der stellvertretende Leiter des Amts für ländliche Entwicklung, Josef Reidl, bezeichnete das Projekt mit einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren als „runde, sehr gelungene Sache".

 

„Die Menschen in Haarbach und die Stadt Vilsbiburg haben die Chancen einer Dorferneuerung erkannt und bestmöglich genutzt", sagte Reidl: „Die staatlichen Fördermittel sind hier gut und für die Zukunft gewinnbringend angelegt." Damit werde Haarbach weiterhin ein stabiler und wichtiger Teil der Stadtgemeinde Vilsbiburg sein.

 

Eine Haltung, die auch Johann Sarcher teilt. Schon bei einem Seminar für die Teilnehmer an der Dorfentwicklung im Jahr 2003 hatten sich die Vertreter der Haarbacher Bürgerschaft gut vorbereitet und viele Ideen eingebracht. Bei der darauffolgenden Bürgerversammlung, in der diese Ideen vorgestellt wurden, sei eine große Aufbruchsstimmung spürbar geworden und die Lust am Umgestalten des eigenen Wohnumfelds gestiegen.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Vertreter der Stadt im Gespräch mit Beteiligten. Rechts: der stellvertretende Leiter des Amts für ländliche Entwicklung, Josef Reidl.Geduldsprobe zu Beginn

Sarcher erinnerte daran, dass schon im Jahr 1993 der Stadtrat einen Antrag zur Aufnahme von vier Stadtteilen in die Dorferneuerung gestellt hatte. In Haarbach wurde dann zunächst der Sportplatz verlegt und der alte Sportplatz zu Bauland umgewandelt. Auch den Bau des neuen Feuerwehrhauses bewältigten Stadt und Feuerwehr allein.

 

„Der offizielle Start des Programms zur Dorferneuerung stellte aber alle Beteiligten auf eine lange Geduldsprobe", sagte Sarcher. 1999 habe die Stadt nachgefragt, 2002 wurde das Projekt offiziell auf den Weg gebracht und 2003 die Architekten Claudia Geilersdorfer (ortsräumliche Planung) und Helmut Wartner (Grünordnung und Dorfökologie) beauftragt.

 

Claudia Geilersdorfer stellte zusammen mit Hermann Bauer, dem örtlichen Beauftragten der Teilnehmergemeinschaft, den Ablauf der Dorferneuerung vor. 29 Maßnahmenpunkte hatten die Planer zusammen mit den beteiligten Bürgern erarbeitet. Besonders markante Punkte dabei waren der Brunnenplatz, der bereits 2006 fertiggestellt wurde, sowie ein Jahr später das Kirchenumfeld und zuletzt als markanteste Maßnahme die „grüne Mitte" mit Teich, Versammlungsplatz, Parkplätzen und dem gestern aufgestellten Zunftbaum als weithin sichtbares Zeichen der funktionierenden Dorfgemeinschaft. Die zwei Dorflinden, die die Architekten zu Beginn der Planungen gestiftet hatten, haben inzwischen bereits eine stattliche Höhe erreicht.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Die Teilnehmergemeinschaft beim Kirchenzug.Josef Reidl wies in seiner Ansprache noch einmal deutlich darauf hin, dass eine vernünftige Dorfentwicklung nicht mit einem Verkehrsentwicklungsprogramm zu verwechseln sei. Es gehe vielmehr darum, das Dorf als Lebensraum zu gestalten und den Orten wieder ein vitales Zentrum zu geben. Dabei müssen sich die Planer auf zentrale strukturelle Maßnahmen konzentrieren, die für ein gemeinschaftliches Dorfleben wichtig sind. Oder um es mit den Worten Helmut Wartners zu sagen: „Wir haben die alte Dorfmitte um das 1955 abgebrannte Wasserschloss wieder hergestellt."

 

Doch es ist noch viel mehr geschehen: „Hätten wir zu Beginn gesagt, wir wollen einen durchgehenden Gehweg durch das Ortszentrum, dann hätte uns das niemand geglaubt", erzählte Claudia Geilersdorfer. Heute sei der Gehweg Realität, und die Kinder könnten sicherer durch den Ort gehen. „Das ist ein besonders großer Gewinn für diesen Ort", pflichtete auch Hans Sarcher bei: „Viele Maßnahmen konnten aber nur umgesetzt werden, weil viele Grundbesitzer bereit waren, ihren Beitrag zum Gelingen der Dorferneuerung zu leisten", sagte er. Jedoch nicht alle: Einige Fußwegverbindungen und Maßnahmen zum Hochwasserschutz konnten mangels Grundstücke nicht realisiert werden. Den finanziellen Beitrag der Stadt bezifferte Sarcher mit 1,7 Millionen Euro.

 

Neuer Biergarten

Auf der anderen Seite inspirierten die öffentlichen Aktivitäten auch einige Bürger, ihre Gebäude zu modernisieren. Die Schlosswirtschaft als zentrales Gebäude wurde sogar um einen innen liegenden Biergarten erweitert, und im Durchgang zum Gasthaus hängt jetzt auch wieder das alte Kruzifix, das die „Bräu Fanny" aus dem brennenden Gebäude gerettet hat.

 

In diesem Biergarten wurde gestern nach dem Gottesdienst, den Pater Philip K. würdig gestaltet hat, und dem Festakt beim neuen Pavillon die Vollendung der Dorferneuerung gefeiert. Die „Bachofa-Musi" und der Haarbacher Dreigesang sorgten für angenehme Unterhaltung, die Wirtsleut‘ für gutes bayerisches Essen.

 

Bildunterschrift links oben

Der neue Zunftbaum als Symbol der Dorfgemeinschaft wurde gestern Nachmittag in traditioneller Weise mit Hilfe von Schwaiberl und mit viel Irxenschmalz in die Senkrechte versetzt. Gestiftet wurde der Baum von Alfons Birnkammer, die Haarbacher Betriebe steuerten die Zunftzeichen bei.