Träger des Kulturpreises 1995 - Vilsbiburger Kammerorchester (VHS)

Träger des Kulturpreises 1995 - Vilsbiburger Kammerorchester (VHS); Foto: Wilhelm Grässle

Das Vilsbiburger Kammerorchester (Vhs) unter der Leitung von Heinz Loher; Foto: Wilhelm Grässle

Vhs-Kulturpreis an das Vilsbiburger Kammerorchester (Vhs) unter Heinz Loher verliehen:

Vilsbiburger Zeitung, 19.03.1996


"Ein Orchester zum Liebhaben"


Besondere Rolle im Kulturleben der Stadt - Ansprechende Laudatio von Johannes Jarosch


Vilsbiburg. Im Beisein von rund 150 geladenen Gästen verlieh Vhs-Direktor Gerhard Hellmann am vergangenen Freitag in der Vilstalhalle zum zweiten Mal den von der Vhs gestifteten Kulturpreis. Diesmal wurde die mit 2000 Mark gepolsterte Ehrung Heinz Loher und dem Vilsbiburger Kammerorchester (Vhs) zuteil. Johannes Jarosch, der das Orchester in den 15 Jahren seines Bestehens konstant begleiten hat, lobte nicht nur das erstaunlich hohe Niveau der Konzerte, sondern bezeichnete die musikalische Arbeit seines Dirigenten Heinz Loher als "einen Glücksfall für Vilsbiburg". Das Kammerorchester selbst umrahmte die Kulturpreisverleihung mit klassischen Werken von Johann Sebastian Bach; beim anschließenden Stehempfang gab es noch den für festliche Anlässe in der Stadt klassischen Leberkäse.


"Dieser Kulturpreis der Vhs bezieht seinem Rang auch von denen, denen er verliehen wird. Nach der Ehrung des Musikvereins im Vorjahr hat er heute durch die Verleihung an das Vilsbiburger Kammerorchester und seinen Dirigenten Heinz Loher weiter an Glanz gewonnen", sagte Jarosch am Ende seiner Laudatio. Gewonnen hat der Akt der Verleihung aber auch durch die Anwesenheit nicht nur der lokalen Prominenz aus Stadt und Kreis, sondern auch von musikalischen Größen wie dem langjährigen Konzertmeister des NDR-Rundfunkorchesters, Ulrich Benthien, oder Hermann Schreiner, dem Leiter des Münchner Motettenchores; mit dessen Mitgliedern hat das Kammerorchester bereits bemerkenswerte Konzerte gegeben. Beim Stehempfang jedenfalls ergaben sich interessante Diskussionen zwischen Politikern und Künstlern aus allen Bereichen.

In seiner Begrüßungsrede ging Vhs-Direktor Gerhard Hellmann noch einmal auf den wechselhaften politischen Werdegang des Vhs-Kulturpreises ein, nachdem er diesen nach dem Vorbild des Landkreises Dingolfing-Landau vorgeschlagen hatte. Hellmann verwies außerdem darauf, dass jeder Bürger dieser Stadt ein Vorschlagsrecht habe: Für das Jahr 1995 habe des Vergabegremium aus zwei Vorschlägen das Kammerorchester (Vhs) gewählt.

Johannes Jarosch, Gymnasiumsdirektor a.D., bezeichnete diesen Klangkörper in seiner Laudatio als "Liebhaberorchester" in zweierlei Hinsicht: Zum einen vereine es Menschen, welche die Liebe zur Musik gemein hätten; zugleich wäre es auch "ein Orchester zum Liebhaben", denn es lasse die Öffentlichkeit an einem lebendigen Musikgenuss teilhaben, den keine CD vermitteln könne. Jarosch erinnerte an das Mozart-Requiem vor wenigen Tagen, an das Weihnachts-Oratorium und die Johannes-Passion in der Stadtpfarrkirche oder an "entzückende" musikalische Raritäten wie das "Konzert für Maultrommel und Laute" (J. G. Albrechtsberger) oder das " Konzert für Hackbrett und Orchester" (Paolo Salutini).

Den Dirigenten Heinz Loher bezeichnete Jarosch als das Herz und die Seele des Orchesters: "Sie haben durch ihr unermüdliches Engagement, durch die Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit und durch ihre hohe fachliche Kompetenz das Vilsbiburger Kammerorchester auf ein höchst bemerkenswertes Niveau gehoben und so dem Kulturleben der Stadt einen besonderen Klang hinzugefügt. Die hohe Qualität Ihrer musikalischen Arbeit hat sich inzwischen weit über Vilsbiburg hinaus herumgesprochen".

Loher habe bald die Instrumentalisten Vilsbiburgs um sich geschart, als er 1980 als Musiklehrer ans Gymnasium kam. Er habe junge Talente aufgespürt, sie mit viel Geschick ermutigt und so das Kammerorchester auf sein jetziges Niveau geführt: "Wenn erst ein Kristallisationspunkt da ist, dann zieht er die anderen Kristalle an, bis sich zuletzt das Mineral -in unserem Fall ein Edelstein- gebildet hat. "Im Kammerorchester hätten viele Talente der Stadt ihren ersten öffentlichen Auftritt gehabt und inzwischen zum Teil erstaunliche musikalische Karrieren angetreten. Dabei habe sich Loher nie selbst in den Vordergrund gedrängt, schloss Jarosch: "Deshalb freue ich mich auch persönlich wenn Sie heute zusammen mit ihrem Kammerorchester eine ihnen gebührende Anerkennung finden".

Heinz Loher dankte kurz für die "lieben Worte" und den verliehenen Kulturpreis: "Es hätt‘ nicht sein müssen, aber gefreut hat’s uns narrisch". Die Kürze seines Dankes sei umgekehrt proportional zur Dankesempfindung. Gleichzeitig dankte Loher seinen Musikern, von denen manche seit der ersten Stunde am Pult säßen: "Ich bitte um Nachsicht, wenn ich bei den Proben mitunter happig bin, aber es geht stets darum, die Intention des Komponisten im besten Sinne zu verwirklichen." Darüber hinaus fühle er sich in der Volkshochschule sehr gut aufgehoben, sagte Loher.

Vhs-Direktor Hellmann hatte kurz vor der Verleihung noch auf die Bedeutung des Kürzels (Vhs) hinter dem Kammerorchesters hingewiesen: Es sei gewissermaßen eine Geste des Dankes an den einzigen Sponsor des Orchesters, die Volkshochschule. Sie fördert seit 1986 regelmäßig den Klangkörper, der aber eigenständig und ungebunden arbeitet: "Es wäre zu wünschen, dass Heinz Loher baldmöglichst viele Nachahmer in Sachen Sponsoring findet, damit dieser herrliche Klangkörper in Vilsbiburg noch recht lange erhalten bleibt."

-gs-