Die Heimatgeschichte plastisch aufbereiten
Das in der neuen Satzung von 1974 formulierte, selbstgesteckte Ziel des Heimatvereines lautet: "... die natürlich und geschichtlich gewordene Eigenart der Heimat zu schützen und zu pflegen, die Allgemeinheit über Inhalt und Wert der Heimatkultur zu unterrichten und zur lebendigen Weiterentwicklung dieses Erbes anzuregen".
Davon ausgehend arbeitete Josef Billinger heraus, dass der Heimatverein diese Aufgabe bisher "in einer Art und Weise erfüllt hat, die man nur als beispielhafte großartige Leistung bezeichnen kann".
Den Einsatz der aktiven Mitglieder –sechs waren es vor 25 Jahren, zwanzig sind es heute– bezeichnete der Laudator als zäh, unermüdlich und sehr erfolgreich. Er verwies auf die Grabungs- und Restaurierungsarbeiten bei Keramikfunden, die zeitraubende Organisation der Ausstellungen und nicht zuletzt auf die schriftliche Niederlegung der Heimatforschung. "Die Frage ist erlaubt: Wie viele hauptamtliche Kräfte wären dazu in einem staatlichen Museum nötig gewesen?" sagte Billinger. Die Ausstellung lockten dann viele heimische Besucher ins Museum, auch Schulklassen aber auch fachkundige Personen aus ganz Deutschland. Die etablierte Wissenschaft hat die Arbeit der Amateure inzwischen nicht nur anerkannt, sie sucht die sich gegenseitig anregende Zusammenarbeit. Die Anerkennung der Fachwelt wird nicht nur vom Museumsteam als Lohn für die zeitintensive Arbeit verstanden, es adelt auch die Stadt, welche die Räume für den Verein zur Verfügung stellt.
Die Stadt erfülle mit ihrem finanziellen Engagement die Pflicht gegenüber ihren Bürgern, sagte deshalb Billinger, die Mitarbeiter des Heimatvereins hätten mehr als eine Bürgerpflicht getan, sie hätten sich um die Kultur ihrer Heimatstadt verdient gemacht.
Billinger vergaß nicht zu erwähnen, dass sich der Heimatverein auch um die Heimatkultur im engeren Sinne in vielfältiger Weise verdient gemacht habe. Er nannte die Heimatfahrten zu Bau- und Kunstdenkmälern, die Hoagarten mit echter Volksmusik, Adventssingen und Konzerte sowie volkskundliche Vorträge. Wenn man die 29 Rundschreiben der vergangenen Jahre durchblättere, sagte der Laudator, könne man nur staunen über die Vielzahl der Veranstaltungen.
Nachdem Vhs-Direktor Gerhard Hellmann die von Schatzmeister Josef Schubert handgemalte Urkunde mitsamt der 3000 Mark überreicht hatte, bedankte sich der Vorsitzende des Heimatvereins, Peter Barteit, über die Ehrung und sprach auch über das Selbstverständnis der Heimatforscher. "Wir schauen hinter die Kulissen der geschichtlichen Ereignisse, wollen wissen, wie es den Menschen zu ihrer Zeit gegangen ist" .
Dies sei aber keine rückwärts gerichtete Sehnsucht nach einer "guten, alten Zeit", die es nie gegeben habe, sagte Barteit. Die geehrten Mitarbeiter versuchten , die Heimatgeschichte so plastisch zu machen, "damit nichts in Vergessenheit gerät", wie eine der besten Ausstellungen betitelt war. "Nur wer die Vergangenheit kennt, kann in der Gegenwart Entscheidungen für die Zukunft treffen", sagte der Vorsitzende und weiter: "Geschichtslose Menschen sind auch heimatlose Menschen".
Die Mitarbeiter würden ihre ehrenamtliche Arbeit gerne machen, widersprach Barteit dem Vhs-Direktor, der zuvor von einem kleinen Schmerzensgeld für die kalten Abende im ungeheizten Turmstüberl gesprochen hatte. Und es sei wichtig, diese Heimatforschung jetzt zu betreiben, weil die letzen Zeitzeugen gerade noch zu befragen seien: "Hätte Lambert Grasmann dem letzen Kröninger Hafner die Geheimnisse seiner Zunft nicht mit viel Einfühlungsvermögen entlockt, heute wäre es für immer verloren". Auch die VZ-Reihe "Noch anonym..." müsse aus ähnlichen Gründen jetzt laufen, meinte Barteit.
Die Veranstaltung, an der auch MdB Horst Kubatschka, MdL Udo Egleder, Bezirksrat Toni Maierholzner, Bürgermeister Helmut Haider sowie eine Reihe von Stadt- und Kreisräten teilnahm, wurde von der "Vilsbiburger Stubnmusi" stilecht umrahmt. Im Anschluss an den Festakt fand ein kleiner Umtrunk statt.
-gs-