Träger des Kulturpreises 2004 - Theaterverein Trauterfing

Träger des Kulturpreises 2004 Theaterverein Trauterfing; Bild: Wilhelm Grässle

Von links: Ferdinand Limmer, Erster Bürgermeister Helmut Haider; Bild: Wilhelm Grässle

Kulturpreis der Stadt verliehen:

 

Provinz-Theater fernab jeder Muffigkeit

(Vilsbiburger Zeitung, 20.06.2005, Volker Waschk)

Theaterverein Trauterfing wurde ausgezeichnet - "Beständige Entwicklung" seit 15 Jahren

 

Vilsbiburg. Der Kulturpreis der Stadt Vilsbiburg für das Jahr 2004 geht an den Theaterverein Trauterfing. Stellvertretend für die rund 140 Mitglieder nahm Vorsitzender Ferdinand Limmer am Freitagabend in der Aula der Grundschule den mit 1 000 Euro dotierten Preis entgegen. Bürgermeister Helmut Haider überreichte auch eine Urkunde und eine Medaille, die in Vilsbiburgs Partnerstadt Buja eigens für die Kulturpreis-Verleihung kreiert worden ist. Die Laudatio auf den Theaterverein Trauterfing hielt Peter Glotz, Laienspielberater des Bezirks Niederbayern.

Den Kulturpreis der Stadt gibt es in dieser Form seit dem Jahr 2002. Er ist eine Weiterführung des 1995 unter dem Dach der Volkshochschule ins Leben gerufenen VHS-Kulturpreises und fällt nun auf deren Anregung in den Zuständigkeitsbereich der Stadt. Der erste Kulturpreisträger der Stadt Vilsbiburg war Gerhard Hellmann, der für seine besondere Leistung für das kulturelle Leben der Stadt im weitesten Sinne geehrt wurde.
Nach den vom Stadtrat festgelegten Richtlinien für die Vergabe des Kulturpreises soll dieser insbesondere eine Anerkennung und Auszeichnung sein für herausragende Leistungen einer Einzelperson, von Gruppen oder Vereinigungen, die zum Wohle der Kultur, der Förderung des Brauchtums, der Heimat- und Landespflege, auch des Denkmal-, Natur- und Umweltschutzes sowie im gemeinnützigen Bereich in der Stadt Vilsbiburg tätig sind. Die Preisträger müssen durch Geburt, Leben oder Wirken mit der Stadt oder ihrem Umland verbunden sein.
"All das trifft auf den Theaterverein Trauterfing zu", stellte Bürgermeister Helmut Haider fest und betonte, dass die Entscheidung in dem achtköpfigen Vergabegremium einstimmig gefallen sei. Kurz ging er auf die "beständige Entwicklung" des Theatervereins ein, der 1988 von einigen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Wolferding und der Tischkegelfreunde Trauterfing gegründet wurde. Seit 1990 gibt es die jährlichen Freilichtaufführungen, die sich längst nicht mehr nur im Vilsbiburger Raum großer Beliebtheit erfreuten. Dennoch leide das Amateurtheater gerade in gebildeten Kreisen unter einem eher schlechten Ruf, stellte Peter Glotz, Laudator und Laienspielberater des Bezirks Niederbayern, allgemein bedauernd fest.
Für ein Amateurtheater gelte es deshalb, gegen Klischees anzukämpfen, etwa dass Amateure nur Bauerntheater spielen. Der Theaterverein Trauterfing habe jenes falsche Bild beständig widerlegt, sagte Glotz und zählte einige der von den Trauterfingern gespielten Stücke auf: Er erinnerte an Aufführungen von "Der Brandner-Kaspar", "Der Holledauer Schimmel" oder "Räuber Hotzenplotz" für Kinder. Im vergangenen Jahr lockte der Theaterverein sein Publikum mit der Lebensgeschichte des Räubers Kneißl; heuer steht die Tragikomödie "Die Überführung" von Georg Lohmeier auf dem Spielplan (siehe eigenen Artikel nebenan) . Amüsant, aber nie ohne ernsten Hintergedanken ging Glotz auch darauf ein, was ein Theater provinziell macht - und stellte fest: "Provinziell können viele Großstadtaufführungen sein und großstädtisch viele Aufführungen in der Provinz." Provinziell werde Theater nämlich erst dann, wenn sich Schauspieler und Regisseur selbst übernehmen.
Provinztheater könne zugleich Spitzentheater sein - wenngleich die Aufführungen von einer überregionalen Öffentlichkeit oft unbemerkt blieben. Glotz kritisierte hier unter anderem die Jagd nach Premieren und Uraufführungen an großen Theaterhäusern, die es in der Provinz eben nicht gebe. Mit "Muffigkeit" habe das jedoch rein gar nichts zu tun.
Trotzdem könne die Provinz oftmals ein Versuchsfeld für ungewöhnliche Theaterprojekte sein, doch auch das sei keine mustergültige Regel. Glotz stellte fest: "Es gibt kein spezielles Theater für die Provinz." Auch das hätten die Trauterfinger über die Jahre auf Grund ihrer Vielfalt der Stücke bewiesen - und so soll es auch in Zukunft bleiben, wie Theatervereins-Vorsitzender Ferdinand Limmer in seinen Dankesworten betonte.
"Diese Ehrung macht mich sprachlos und ist für unseren Verein Motivation für die Zukunft", betonte er. Auch er blickte auf die Anfänge zurück und erinnerte sich an die Gründe, weshalb man damals überhaupt mit dem Theaterspielen angefangen habe: "Lustig war's und ein Grund zum Furtgeh'n." Und ernster: "In vielen Gesprächen haben wir auch festgestellt, was wir alles an Kultur eingebüßt haben."
Limmer sprach die Einflüsse anderer Kulturkreise und das Verdrängen niederbayerischer Gebräuche an: "Da ist man ja fast aufgefordert, etwas dagegen zu tun." Das Publikum dankt es dem Theaterverein Trauterfing seit nunmehr 15 Jahren: 470 Sitzplätze gibt es vor der Freilichtbühne in Kleinhochreit, wo die Trauterfinger spielen - und die Vorstellungen sind fast immer ausverkauft, so dass mehrere tausend Besucher Jahr für Jahr ihre Stücke sehen. Musikalisch umrahmt wurde die Kulturpreis-Verleihung - zum Preisträger passend - von der Vilsbiburger Stubenmusik unter der Leitung von Gabi Jäckle-Mayr.