Text: Vilsbiburger Zeitung, 04.04.2014, Fotos: Georg Soller.

Träger des Kulturpreises 2013 - Johannes Strake

Träger des Kulturpreises 2013 - Johannes Strake

Der Kulturpreisträger 2013 der Stadt Vilsbiburg, Johannes Strake, mit seinem Violinlehrer, Professor Ingolf Turban, der eine sehr persönliche Laudatio hielt, und Bürgermeister Helmut Haider (von rechts).

„Der kocht vor Kunst"

Bemerkenswerter Festakt zur Verleihung des Kulturpreises an Johannes Strake

Vilsbiburg. Es war ein außergewöhnlicher Abend, als am Mittwoch im Saal der Volkshochschule der Kulturpreis 2013 der Stadt Vilsbiburg an den jungen Ausnahmegeiger Johannes Strake verliehen wurde. Nicht nur, dass der 23-jährige Strake der jüngste der bisher 19 Kulturpreisträger ist, er erfüllt, wie Bürgermeister Helmut Haider sagte, die Vergabekriterien auf idealtypische Weise. Johannes Strake bedankte sich auf seine Art, übernahm auf eigenen Wunsch den musikalischen Part und beglückte die Besucher des Festakts mit ausgesuchten Beispielen seines musikalischen Könnens.

 

Es ist selten, dass einem jungen Musiker derart uneingeschränkt von allen Seiten Bewunderung für sein Talent entgegengebracht wird und er trotzdem nicht die Bodenhaftung verliert. Johannes Strake spielte schon während seiner Zeit am Montgelas-Gymnasium in einer völlig anderen Liga als seine Mitschüler im Schulorchester - und war trotzdem in jeder Hinsicht einer von ihnen. Diese solide Erdung bezeichnete Professor Ingolf Turban - er ist Lehrer für Violine an der Hochschule für Musik und Theater München und unterrichtet Strake seit sechs Jahren - in seiner frei gehaltenen Laudatio als gute Basis für eine Zukunft als Musiker. Ingolf Turban hat selbst eine außergewöhnliche Karriere hingelegt. Der renommierte Solist wurde noch während seines Studiums in München 21-jährig unter Sergiu Celibidache erster Konzertmeister der Münchner Philharmoniker.

 

Kulturpreis ist keine Überraschung

Das Spiel des jungen Geigers während der Kulturpreisverleihung, so Turban, habe ihn an den Moment vor etwa sechs Jahren erinnert, als der junge Johannes Strake bei ihm erstmals vorgespielt habe, auf dass er ihn als Schüler aufnehme: „Der kocht vor Kunst. Der möchte diesen Unterricht unbedingt", habe er sich damals gedacht. Als Lehrer frage man sich manchmal, was wohl aus seinem Schüler werden mag, fuhr Turban fort: „Dass er heute den Kulturpreis seiner sympathischen Heimatstadt Vilsbiburg bekommt ist herrlich. Aber für mich ist es keine Überraschung."

 

Grossansicht in neuem Fenster: Kulturpreisträger Johannes Strake und Pianistin Monika SchwarzJohannes Strake lege ein stetes Wachstum an den Tag, und aufgrund seines unbedingten Wollens lerne er permanent dazu. Turban beschrieb den Lernprozess als Ballwechsel, und Johannes Strake sei in diesem Pingpong mit intelligenten Fragen ein Schüler, der viel dazu beitrage, dass er selbst reife.

 

Den Charakter seines Schülers beschrieb Turban so: „Er ist bodenständig und hat ein gesundes Ego." Strake sei einer der wenigen, der der nicht alle Vorschläge seines Lehrers angenommen habe, sondern beizeiten auch den eigenen Weg gewählt habe - und dies aufgrund einer nachvollziehbaren Überlegung heraus. Der junge Geiger habe nie „die angeklebte Note gespielt", sondern seine Musik aus dem Herzen heraus mit seinem Können interpretiert.

 

Der Professor bezeichnete seinen Schüler als richtiges „Podiumstier", der in diesem entscheidenden Moment, wenn ihm kein Lehrer mehr helfen könne, stets sich selbst übertreffe: „Du hast Deine Lehrer noch nie enttäuscht." Das sei eine gute Basis für einen Musiker: „Das ist nämlich ein sehr dünnhäutiger Beruf. Wir leben vom Glanz der Erfolge und werden verfolgt von der schwarzen Wolke der Rückschläge", sagte der Laudator. Aber wer sich so ein Fundament erarbeitet habe wie Johannes Strake, werde nicht scheitern.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Der Vilsbiburger Geiger Johannes Strake ist seit 2009 Mitglied der Jungen Deutschen PhilharmonieSeine sehr freundschaftlich bewegende Rede beendete der Laudator noch mit einer persönlichen Anmerkung: „Am Anfang war ich Professor Turban, irgendwann mal der Herr Turban. Ab heute bin ich der Ingolf, dein Kollege", sagte er, bevor großer Applaus einsetzte.

 

„Nach diesem Ritterschlag ist es eine Ehre für mich, Ihnen ganz offiziell den Kulturpreis der Stadt Vilsbiburg für das Jahr 2013 zu überreichen", griff Bürgermeister Helmut Haider diese Vorlage auf, und überreichte Urkunde, Medaille und das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.

 

Recht erfrischend bedankte sich der neue Kulturpreisträger für die Auszeichnung. „Der Preis kommt mir gerade recht gelegen", sagte er. Denn erstmals seit langem sei er in der vergangenen Woche pleite gewesen. Das liege zum einen natürlich an den Lebenshaltungskosten in München, aber auch an den Kosten eines Geigers etwa für Bogenbehaarungen, neue Saiten und Reparaturarbeiten am Instrument. „Hinzu kommt, dass man als Musikstudent viel unterwegs ist, um sich von vielen Seiten Inspirationen zu besorgen. Daher bin ich froh, dass ich jetzt auf ein finanzielles Polster für meine musikalische Weiterbildung zurückgreifen kann", sagte er.

 

Gute Rahmenbedingungen

Johannes Strake bezeichnete die Rahmenbedingungen in Vilsbiburg als äußert günstig. Auch das Publikum emfinde er als offen und interessiert. Sowohl die Erfahrungen an der Grundschule als auch am MMG hätten ihn positiv geprägt, sagte Strake. Vor allem am Gymnasium sei man ihm mit großem Wohlwollen entgegengekommen: Auf seinen Fahrten mit der Deutschen Streicherphilharmonie und der Jungen Deutschen Philharmonie habe er von Mitspielern oft gehört, wie schwer es war, für die Fahrt befreit zu werden: „Das war in Vilsbiburg nie ein Problem." Die Musik besitze hier einen hohen Stellenwert, was sich auch an den zahlreichen Musik- Leistungskursen zu Zeiten des G 9 gezeigt habe: „Ich erinnere mich noch gut an die von den Studenten gefürchtete Musikgeschichtsklausur an der Musikhochschule. Durch den Leistungskurs bei Frau Gorzawski war ich bestens auf diese Prüfung vorbereitet."

 

In seinen Dank schloss Johannes Strake neben der Stadt, seinen Eltern und seinen Laudator Professor Turban („er gibt mir höchste musikalische Inspiration") auch Herbert Gill von der Städtischen Musikschule Landshut ein: „Ohne diese musikalische Vorbildung auf professionellem Niveau wäre mir der Wechsel zu Professor Turban sicher schwerer gefallen."

 

 

Bildunterschrift links oben

Der Kulturpreisträger 2013 der Stadt Vilsbiburg, Johannes Strake, mit seinem Violinlehrer, Professor Ingolf Turban, der eine sehr persönliche Laudatio hielt, und Bürgermeister Helmut Haider (von rechts).

 

Bildunterschrift rechts

Begleitet von der Pianistin Monika Schwarz gab Johannes Strake während des Festakts Beispiele seines musikalischen Könnens - von Mozart über Prokofjew und Mendelssohn bis hin zu einer Rhapsodie des Argentiniers Alberto Ginastera.

 

Bildunterschrift links unten

Der Vilsbiburger Geiger Johannes Strake ist seit 2009 Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie.