Vilsbiburg. An diesem Wochenende hätte in normalen Zeiten das Sommerkonzert der Musikschule stattgefunden, was aber coronabedingt schön früh abgesagt werden musste. Um einen kleinen Ausgleich zu bieten, hat Musikschulleiter Sebastian Bortolotti zusammen mit Schlagzeuglehrer Roland Gallner einen kleinen digitalen Ersatz produziert: Ein Mini-Konzert, das an diesem Wochenende auf der Homepage der Musikschule zu sehen ist.
Wie schwer es kulturelle Einrichtungen in Coronazeiten haben, lässt sich derzeit am Beispiel der städtischen Musikschule sehen. Der Sommer ist in normalen Zeiten die Erntezeit des musikalischen Arbeitens: In Konzerten zeigen die Schüler, was sie das ganze Jahr über gelernt haben, es werden Projekte vollendet und Leistungsnachweise verteilt. Die Musikschule präsentiert sich als Ort der Kultur, an dem Musik in ihrer schönsten Form - im gemeinsamen Livekonzert – erlebbar ist.
All dies ist in diesem ganz und gar nicht normalen Jahr verboten, stimmungsvolle Konzerte sind nicht möglich. Gemeinsames Singen oder musizieren – vor allem mit Blasinstrumenten – ist derzeit nur sehr eingeschränkt möglich.
Um es kurz zu fassen: Musik bringt normalerweise die Menschen zusammen und kann im gemeinsamen Erleben große Emotionen entwickeln – und gerade das ist in Coronazeiten unmöglich.
Ins Filmstudio statt auf die Konzertbühne
Um wenigstens ein bisschen Veränderung in die Schulatmosphäre zu bringen, hat die Musikschule am vergangenen Samstag eine Art digitales Sommerkonzert mit elf Schülern auf den Weg gebracht. Zwischen 10 und 15 Uhr spielten die elf Mitwirkenden im Saal der Musikschule kurze Stücke ein. Das Programm reicht von Filmmusik wie Biene Maja oder James Bond bis hin zu Popsongs wie „I’m Yours“ von Jason Mraz. Auch rumänische Volkstänze von Béla Bartók sind mit im Programm. An diesem Wochenende können die Videos auf der Homepage der Musikschule angesehen werden.
Natürlich ist es eine andere Situation, wenn man vor einem großen Publikum im Saal auftritt, als wenn man ein wenig Studio-Atmosphäre atmet und weiß, dass dieses Stück jetzt dauerhaft aufgenommen wird. Den jungen Nachwuchsmusikern war die Anspannung zwar anzumerken, „aber sie sind mit dieser ungewohnten Situation sehr gut umgegangen“, wie Bortolotti hinterher feststellte. Es sei eine gewisse Umstellung nötig, mit Play-alongs (das ist die musikalische Begleitung zum Gesang oder zum jeweiligen Soloinstrument) zu spielen, die über Kopfhörer eingespielt werden und sich dabei voll auf das eigene Stück zu konzentrieren.
Roland Gallner war Kameramann und Tontechniker in Personalunion. Auch er war voll des Lobes über die jungen Mitwirkenden: „Wir haben von jedem Stück zwei Aufnahmen gemacht, um beim Bild zwischen zwei Perspektiven wechseln zu können. Aber wir haben bei keinem Schüler einen dritten Take gebraucht: Die waren hervorragend vorbereitet.“
Gallner, der gerade einen Tontechnik-Bachelor-Studiengang an der Triagon Akademie absolviert, konnte bei diesem Projekt Erfahrungen sammeln und viel ausprobieren. So muss man, um ein Beispiel zu nennen, in einem leeren, halligen Saal anders aufnehmen wie etwa in einem abgedämmten Studio. Auch die Nachbearbeitung der Musikschul-Clips ist extrem zeitaufwendig. Nicht umsonst dauern die Dreharbeiten für einen Kinofilm nur ein paar Wochen, die so genannte Postproduktion – Schnitt, Ton, Musik und technische Anpassungen – oft mehr als mein Jahr.
Aufwendige Postproduktion
So ist es auch in diesem Fall: „Das Projekt in nur einer Woche neben meinem normalen Unterricht fertigzumachen, bringt mich und meinen Laptop ans Limit“, gestand Gallner. Hinzu kommen einige Kleinigkeiten wie der „Hinweis“ aus der Stadtverwaltung, dass die Filme der städtischen Musikschule mit dem VI-Logo versehen werden sollen. Was auf einem Plakat nur ein paar Mausklicks bedeutet, muss aber für einen bewegten Film gerendert werden; technisch bedeutet das, dass dafür das Logo in jedes einzelne Filmbild – 24 pro Sekunde – hineingeschrieben werden muss. „Das bringt den Rechner zum Glühen und kostet viel Zeit.“ Aber Gallner sagt auch: „Wir müssen mit der momentan Situation zurechtkommen, und das ist eine Möglichkeit, auf uns aufmerksam zu machen.
Über die Freude, die Kinder Musik spielen zu sehen
Trotz des zeitlichen Drucks spricht Gallner voller Begeisterung von dem Filmprojekt. Aufgrund der detailgenauen Arbeit beim Schneiden habe er eine besondere Beziehung zu diesen Schülern aufgebaut, sagte Gallner: „Ich bin ja in erster Linie Musiklehrer, und es war eine reine Freude, sie bei ihrem sicheren Auftritt vor der Kamera zu sehen.“
Musikschulleiter Bortolotti wiederum ist dankbar, dass er einen engagierten Kollegen wie Roland Gallner in seinem Team hat: „Das ist ein echter Gewinn für die ganze Schule.“