Festakt

Festakt

Musikalische Schätze gehoben

Entspannter Festakt zum 40- jährigen Bestehen der städtischen Musikschule

Von Georg Soller

Wie feiert man das Jubiläum einer Musikschule? Mit Musik, ganz klar. Und dazu? Soll es feierlich, formell oder familiär sein? Der städtischen Musikschule ist am Freitagabend das Kunststück gelungen, den formellen Rahmen zu wahren und gleichzeitig eine ausgesprochen heitere Stimmung in die Aula der Musikschule (Mittelschule) zu zaubern. Die lockere Atmosphäre übertrug sich auch auf den anschließenden Stehempfang, dessen Gäste lange angeregt diskutierten.

Der Leiter der städtischen Musikschule, Sebastian Bortolotti, hatte mit seinem Team fast ein Jahr lang dieses Fest vorbereitet. Am Freitag wurde er aber von Schlagzeuglehrer Roland Gallner vertreten, weil das Virus, dem er zwei Jahre stabil getrotzt hatte, ihn im letzten Moment an seiner Anwesenheit hinderte.

In seiner Einführungsrede beschrieb Gallner mit den Worten Bortolottis die Bedeutung musikalischer Bildung. Musik stelle für Kinder und Jugendlich ebenso wie für erwachsene Musikschüler einen wichtigen Bestandteil ihrer individuellen Persönlichkeitsentwicklung dar: „Das gemeinsame Musizieren verbessert sowohl soziales Verhalten, als auch Empathie und Engagement in der Gruppe.“ Deshalb könne man die Leistung der Gründer der Vilsbiburger Musikschule, allen voran Gerhard Hellmann, nicht hoch genug einschätzen.

Angebotsschule zum Singen und Musizieren

Bürgermeisterin Sibylle Entwistle gab in ihrer Rede einen kleinen Einblick in die Geburtsstunde der Musikschule, die im Mai 1982 unter dem Dach der Volkshochschule in Betrieb ging. Unter §2, Absatz 3, hieß es unter anderem in der Satzung: „Als Angebotsschule führt sie Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Singen und Musizieren. Sie schafft auch die Grundlagen für eine spätere musikalische Berufsausbildung.“

Dies ist in den vergangenen vier Jahrzehnten dank eines engagierten Lehrerteams gut verwirklicht worden. Oder mit den Worten der Bürgermeisterin: „In unserer Musikschule findet man heute das ganze Spektrum von kreativer Freizeitgestaltung über kulturelle Bereicherung und pädagogische Anleitung. Es beginnt mit der musikalischen Früherziehung in unseren Kindertageseinrichtungen und reicht über die Kooperationsprojekte mit unseren Schulen bis zur Mitgestaltung an Konzerten und Festivals wie unserem Kulturfestival Mitanand“.

Kurt Brunner, Vorstandsmitglied des Verbands bayerischer Sing- und Musikschulen, verortete die Vilsbiburger Musikschule nach 40 Jahren auf dem Höhepunkt ihres Schaffens: Man habe sich nie auf den Erfolgen ausgeruht, sondern sich immer wieder neu ge- und erfunden. Das habe sicher auch damit zu tun, dass in der Bayerischen Musikschulverordnung- und das bundesweit nur in Bayern- ein hoher Qualitätsstandard festgeschrieben steht: In jeder der 221 bayerischen Musikschulen dürfen nur qualifizierte Musiklehrer unterrichten.

Kommt eine Kremplsetzer- Musikschule?

Das Schmankerl des Abends lieferte Michael Lenk mit seiner Festansprache. Der evangelische Pfarrer nimmt selbst Unterricht an der Musikschule und spannte einen Bogen von dem 1827 in Vilsbiburg geborenen Tondichter Georg Kremplsetzer bis zur Musikschule von heute, die öffentlich in Erscheinung tritt und selbst bei ihrem offiziell verordneten Schweigen während der Pandemie mit digitalen Auftritten Zeichen setzte. Lenk bezeichnete Kremplsetzer gewissermaßen als einen der ersten Vilsbiburger Musikschüler, denn  der junge (Kremplsetzer)lernte die Tuchmacherei. Viel lieber hätte er bei seinem frühzeitigen Interesse an Musik sich in einem der musikalischen Fächer ausgebildet, doch war der Vater diesem Wunsche durchaus abgeneigt“, zitierte er dessen Biographen Hyazinth Holland. Erst mit 30 Jahren erlernte er hinter dem Rücken des Vaters das Flötenspiel- auch später noch viele Jahre lang das Einstiegsinstrument vieler Musikschüler. Selbst Michael Lenk saß seiner Erzählung nach als Siebenjähriger im sogenannten „Hausfrauenblockflötenspielkreis“ in Weilheim.

Lenk bekundete seinen tiefen Respekt vor den Lehrkräften, die in vierzig Jahren das musikalische Leben in und außerhalb der Schule gestaltet haben. Aus der „Gründungscrew“, wie er sagte, waren viele Musiklehrer da, teilweise im Ruhestand, manche aber nach wie vor im vollen Einsatz.

Es lasse sich bestenfalls erahnen, „was Sie an Schätzen in jedem einzelnen Schüler, jeder Schülerin gehoben und hineingelegt haben. Als Schüler danke Ihnen stellvertretend für immer neues Zuhören, für alle Konsequenz und Nachsicht. Für manches Ertragen, nicht nur mancher Schüler, sondern auch mancher Eltern.“

Doch die Musikschule will auch verwaltet werden. „Noch bevor der erste Ton erklang, wurde die erste Gebührenordnung erstellt“, sagte Lenk und intonierte mit dem Publikum einige Wortungeheuer wie „Belastungsdatum“, „Zuschlag Gruppenunterricht“ oder den Schlüsselbegriff: „SEPA- Lastschriftmandat“- zum Vergnügen aller.

Um den inhaltlichen Bogen zu schließen, brachte Lenk die Idee ins Spiel, den musikalischen Urahnen Krempelsetzer näher an die Musikschule heranzuführen. Ob die ganze Schule nach ihm benannt oder eine spezielle Klasse, oder ob man dem späteren Kapellmeister am Gärtnerplatztheater in München zu Ehren eine Grundausbildung im Dirigat anbieten könnte, das ließ er allerdings offen.

 

Festakt_Buergermeisterin

Festakt_Brunner

Festakt_Lenk

Festakt_Gitarre