Sprache und Bildung vermittelt
Bürgermedaille an Irene Janner verliehen – Im Einsatz für eine tolerante Gesellschaft
Vilsbiburg. Aufgrund ihres Wirkens „Rund um die Bildung“ von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund hat Irene Janner die Stadt über viele Jahre positiv geprägt und sich damit große Verdienste um die Stadt Vilsbiburg erworben, sagte Bürgermeister Helmut Haider am Donnerstagabend bei der Verleihung der Bürgermedaille an Irene Janner. Die so Geehrte bedankte sich mit einer erfrischenden Rede, die Haider als die Worte einer „aufrechte Demokratin“ bezeichnete.
„Die Bürgermedaille wird nur an Persönlichkeiten vergeben, die sich um eine bestimmte Sache oder um die Stadt besonders verdient gemacht haben“, sagte Haider zu Beginn seiner Laudatio: „Frau Janner zählt zu diesen Persönlichkeiten.“
Irene Janner arbeitete von 1978 bis 2000 als Lehrerin an der Grundschule Vilsbiburg und unterrichtete dort unter anderem die erste Klasse mit rein türkischen Gastarbeiterkindern. Damit hat sie Pionierarbeit geleistet, und zwar unter speziellen Bedingungen: „Ich konnte kein Wort Türkisch und der der türkische Lehrer konnte kein Wort Deutsch. Aber wir haben uns wunderbar verstanden“, erzählte Janner später über diese Jahre.
Die Bildung von Frauen
Was die Lehrerin damals aber überdeutlich feststellte: Bei Elterngesprächen kamen meistens die Mütter mit, die ebenfalls kein Wort Deutsch verstanden haben, und die Kinder haben übersetzt: „Und zwar sicher nur das, was sie übersetzen wollten.“
Da ihr die Bildung von Frauen schon immer ein großes Anliegen war, wusste sie: „Da muss man was tun“. Sie suchte das Gespräch mit Mustafa Ucar, dem Vorsitzenden der Muslim-Gemeinde, und organisierte mit ihm ab 2004 in der Muslimgemeinde Deutschkurse vor allem für Frauen. Für ihre tatkräftige Integrationsarbeit wurde Irene Janner 2006 zum ersten Ehrenmitglied der Muslim-Gemeinde ernannt.
„Ein breites Betätigungsfeld fand sie in der Folge auch im Deutschunterricht für Ausländer, Migranten und für Sportlerinnen und Sportler der Roten Raben und der Baskets Vilsbiburg“, sagte Haider in seiner Laudatio.
Irene Janner gründete den Lese- Club in der Grundschule Vilsbiburg mit und unterstützte den deutschtürkischen Verein „Sodem“. „Die Lesenachmittage animierten die Kinder zum Lesen, weckten ihr Interesse an Büchern und regten die Fantasie an, so der Bürgermeister.
Seit ihrer Pensionierung im Jahr 2000 kümmert sich Irene Janner um die Integration von Ausländern und Migranten in die städtische Gemeinschaft. Irene Janner erteilt außerdem mehr als 25 Jahre Nachhilfeunterricht für Kinder aus sozial schwächeren Familien und Familien mit Migrationshintergrund. Sie gibt Deutschunterricht, hilft bei Behördengängen, Bewerbungen, Einbürgerungsfragen und Arztbesuchen.
Als Folge ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde Irene Janner 2008 von der Stadt Vilsbiburg zur Integrationsbeauftragten ernannt, da sie sich seit vielen Jahren für die erfolgreiche Integration von Migranten und für eine von Solidarität und Toleranz geprägte Gesellschaft einsetzt. Wie wichtig ihr diese Arbeit ist, zeigte sich in ihren Dankesworten, als sie auf den Flüchtlingsstrom im Jahr 2015 zu sprechen kam: „Ich danke auch allen, die in irgendeiner Weise dabei geholfen haben, dass diese Menschen sich bei uns einfinden konnten.“
Eigene Erfahrungen
Als Achtjährige erlebte Irene Janner die Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat und kam 1945 nach Thalham im Landkreis Miesbach.
„Frau Janner achtet bis heute darauf, dass rechten Tendenzen in ihrer Umgebung schnell kritisch begegnet wird“, sagte Haider. In der logischen Folge engagiere sie sich auch für die bestmögliche Integration von Ausländern: „Das hat seinen Grund auch in persönlichen Erlebnissen, als sie ihren Mann Gerhard zu dessen Lehrauftrag 1970 bis 1975 nach Südamerika begleitete und erlebte, wie schwierig es ist, Wurzeln zu schlagen und die eigene Tradition zu bewahren.“
Der Bürgermeister erwähnte auch Janners Tätigkeiten als ehrenamtliche Richterin am Amtsgericht, als stellvertretende Leiterin der Volkshochschule, als Kreisrätin von 1984 bis 2008 und als Stadträtin von 1990 bis 2012. Für ihr Engagement wurde ihr 2017 die Verfassungsmedaille in Silber verliehen. Nach dem Festakt im Sitzungssaal des Rathauses wechselte die Gesellschaft ins Hotel Kongressissimo, wo die Auszeichnung gebührend gefeierte wurde.