Text: Daria Neshcheret Pressemitteilung VZ vom 14.03.2024

Ein Hoch auf tiefe Töne

RainerHirsch_Tuba

Das Musikinstrument des Jahres: Rainer Hirsch von der Musikschule erzählte von der Tuba

 

Wenn sie in einem Konzert ertönt, dann hört sie jeder, aber wenige Zuhörer achten genau auf sie. Die Tuba spielt als tiefstes Blechblasinstrument gleichwohl eine wichtige Rolle: Sie sorgt in einem Orchester für das sonore Fundament. So bedeutend die Tuba ist, so wenig wird sie bislang gewürdigt. Und das soll sich ändern. Deshalb ist sie zum Musikinstrument des Jahres 2024 gekürt worden. Die Tuba löst die Mandoline ab, die 2023 Instrument des Jahres war.

Seit 2008 entscheiden sich die Landesmusikräte jedes Jahr für ein Musikinstrument des Jahres. In diesem Jahr haben sich die Landesmusikräte der teilnehmenden Bundesländer für die Tuba entschieden.

Einer, der sehr leidenschaftlich und mit viel Herzblut Tuba spielt, ist Rainer Hirsch. Der 55-Jährige unterrichtet das Blechblasinstrument an der Musikschule Vilsbiburg. Außerdem spielt er Posaune, Tenorhorn und Bariton und unterrichtet die Bläserklassen.

„Ich spiele alles Blech“, sagt Hirsch. Er selbst besitzt um die 20 Blechblasinstrumente und Tuben unterschiedlicher Bauformen, dazu gehören beispielsweise ein Sousafon und ein Helikon.

Rainer Hirsch war acht, als er die Tuba für sich entdeckte. Bei einer Versammlung der Massinger Trachtenkapelle hatte der Dirigent den Kindern verschiedene Musikinstrumente vorgestellt. Nachdem keines der anderen Kinder die Tuba wollte, hat sich Rainer Hirsch gesagt: „Ich kann sie spielen“. Aber eine Tuba ist groß, schwer und teuer. Deshalb sei sie schwer zu vermitteln. Seinem Vater hat Rainer Hirsch damals klargemacht, dass er unbedingt Tuba spielen will. „Mein Vater hat mir gesagt, dass er die Tuba kauft, aber ich muss jeden Tag üben.“

 

Am Anfang hat er auch in Bierzelten gespielt

 

Das hat Rainer Hirsch gemacht. Drei Jahre lang hat er Unterricht genommen. Später hat er seine Fertigkeiten in Musikseminaren verbessert und dort neue Kontakte geknüpft. Dort hat er auch den Passauer Musikschulleiter Manfred Herre kennengelernt. „Der hat bemerkt, dass in mir ein Talent steckt“, sagt Rainer Hirsch und erzählt weiter. „Er hat mich ins Musikschulquartett geholt.“ Gemeinsam mit seinem Bruder Martin und zwei Musikern aus Passau, Christoph Metten und Hans Weichselbaumer hat Rainer Hirsch im niederbayerischen Tuba- Quartett gespielt. Bei einem Bundeswettbewerb haben die vier den zweiten Platz gewonnen.

Als Magister Artium hatte Rainer Hirsch zuvor seine Ausbildung zum Orchestermusiker am Mozarteum in Salzburg von 1996- 2000 abgeschlossen. Seither ist er selbständiger Ausbilder für Blasinstrumente. Im Alter von 15- 25 spielte er gelegentlich in Bierzelten. Ein Jahr vor dem Studium im Mozarteum war er im Heeresmusikkoprs 4 in Regensburg als Tubist. Rainer Hirsch ist ein vielbeschäftigter Mann. Unter anderem ist er Dirigent des Musikvereins Vilsbiburg und baut das Jugendorchester in Reut neu auf. Er spielt auch bei Konzerten in Kirchen und Schulen. Zunächst hat Rainer Hirsch gar nicht vorgehabt, in einem Orchester zu spielen. Er wollte immer unterrichten. Deshalb kommt er mittwochs aus Massing nach Vilsbiburg, um in der Musikschule zu unterrichten. Außerdem ist er in Massing für viele Bläserklassen zuständig; in Velden, Pfarrkirchen und anderen Orten unterrichtet er auch. Jeden Tag hat er einen Studenten, der Tuba lernt. Er unterrichtet aber auch andere Instrumente.

Rainer ist überdies Mitglied des Tuba- Quartetts „800 Pfund“. Das Quartett hat er 2014 mit seinem Bruder Martin, Anna Weininger und Florian Schachtner gegründet. Die vier interpretieren Kompositionen von Mozart bis Tschaikowsky neu. Den Namen des Quartetts erklärt Rainer Hirsch augenzwinkernd so: „Er bezieht sich auf die Gewichtsklasse der Teilnehmer und der Tuben. Eine Tuba ist schwer.“ Hirsch spielt eine B- Tuba, die 15 Kilogramm wiegt. Je größer eine Tuba ist, desto tiefer klingt sie. Die Mitglieder des Quartetts „800 Pfund“ haben nicht so viel Zeit. Deshalb geben sie nur zwei, dreimal pro Jahr Konzerte. Womöglich gibt es ja auch bald einmal ein Tubakonzert in Vilsbiburg. „Wir müssen nur noch schauen, wo man das Konzert in Vilsbiburg organisieren könnte“, sagt Hirsch.

 

Manche haben Namen wie Cecilia oder Lisa

 

Traditionell tragen Tuben in Deutschland Frauennamen- Lisa oder Cecilia zum Beispiel. Die Tuben von Rainer Hirsch haben aber keine Namen. Und anders als viele andere Tubaspieler hat er auch keine besonderen Rituale vor den Auftritten. Manchmal sei er zwar gestresst, weil er zu viel zu tun habe. Aber dann atme er vor dem Auftritt tief aus. „Und dann sage ich mir einfach: Los geht’s!“. In den Vordergrund drängt sich Rainer Hirsch nicht. Er ist ein gemütlicher Typ. Aber er ist auch selbstbewusst und sagt „Ohne Bass geht nichts.“

Die Tuba bilde die Basis. Das gelte übrigens auch für andere Bassinstrumente. Bei der Rock-Musik zum Beispiel sei der Bass immer dabei. Und Rap- Musik bestehe fast nur aus Bass.