Text und Foto: Vilsbiburger Zeitung, 17.11.2012 (Georg Soller)

Träger des Kulturpreises 2011 - Lambert Grasmann

Träger des Kulturpreises 2011 - Lambert Grasmann

Von links: Erster Bürgermeister Helmut Haider, Lambert und Elfriede Grasmann, Peter Barteit

Preis für ein Lebenswerk

Kulturpreis an den Fachmann für Kröninger Keramik, Lambert Grasmann, verliehen

 Vilsbiburg. Der Kulturpreis des Jahres 2011 geht an Lambert Grasmann für seine „Verdienste um die bayerische Keramikforschung, insbesondere für die Sicherung des Wissens über das Kröninger Hafnerhandwerk". Am Mittwochabend wurde ihm bei einem Festakt im noch namenlosen Saal im Dachgeschoss der Volkshochschule der mit 1000 Euro dotierte Preis übergeben. Die Forschungen Grasmanns seien ein nicht zu unterschätzender Teil der Daseinsvorsorge, sagte Laudator Peter Barteit, weil die Erfahrungen über den raschen Niedergang des stolzen Handwerks dazu beitragen könnten, Lösungen für die schwierigen Aufgabenstellungen in der aktuellen Wirtschaft zu finden.

 

Zum ersten Mal fand die Kulturpreisverleihung im angenehmen Rahmen des Veranstaltungssaals in der Volkshochschule statt - ein Umstand, den Bürgermeister Helmut Haider in seiner Begrüßung ausdrücklich betonte. Er würdigte Grasmann als einen Mann, der mit persönlichen Einsatz den Alltag, die besondere wirtschaftliche Bedeutung, aber auch den Niedergang des Kröninger Hafnerhandwerks dem Vergessen entrissen habe. Da zur Preisverleihung auch viele frühere Kulturpreisträger und Kulturschaffende aus Vilsbiburg gekommen waren, ging der Bürgermeister kurz auf das Manko ein, dass man die Vielfalt des Kulturschaffens in der Stadt in seiner Gänze bislang eigentlich kaum ermessen könne. Schon am Mittwochabend konkurrierten ein Vortragsabend in der Vilstalhalle sowie das Europacupspiel der Roten Raben um die Gunst des Publikums - nicht zu vergessen das Fußball-Länderspiel im Fernsehen.

 

Ein halbes Leben ...

Etwa sein halbes Leben lang hat sich Lambert Grasmann mit der Kröninger Hafnerei beschäftigt. Zu den Früchten dieser arbeitsintensiven Leidenschaft gehören nicht nur persönliche Begegnungen mit den letzten Kröninger Hafnern und eine Aufstockung der Keramik-Sammlung im Heimatmuseum um den Faktor 20. Es sind vor allem die gedruckten Auswertungen dieser Forschungsarbeit, begonnen mit dem Beitrag „Hafnerorte im Bereich des Kröninger Hafnerhandwerks" 1975 in der Reihe „Der Storchenturm" bis hin zu dem 2010 im Verlag Attenkofer, Straubing, erschienenen, 400-seitigen Buch „Die Hafner auf dem Kröning und an der Bina". Letzteres bezeichnete Barteit als das Standardwerk zu diesem Thema, weil Grasmann darin „all das bisher auf viele Publikationen verteilte Wissen gebündelt und mit neuesten Forschungsergebnissen sowie vielen farbigen Abbildungen angereichert" habe.

 

... ohne Forschungsauftrag ...

Wenn dieses Buch, das den Anlass gab für die Entscheidung des Vergabegremiums, Grasmann mit dem Kulturpreis zu ehren, also die Summe allen Wissens um das Kröning ist, dann kann man den Kulturpreis sicher auch als Würdigung des Lebenswerks Grasmanns sehen. Denn Grasmann habe sich - und das unterscheidet ihn von einigen anderen Kulturpreisträgern - aus eigenem Antrieb, ohne Forschungsauftrag von irgendeiner Stelle und damit auch ohne jegliche Honorarvereinbarung aufgemacht, die seinerzeit unbekannte Welt der Hafnerei für die Forschung zu erschließen. Erst während der Vorbereitung zum großen Hafner-Buch habe man festgestellt, dass die Hafnerei nirgendwo besser erforscht sei, als im Kröning. Das ist untrennbar mit dem Namen Grasmann verbunden.

 

... ständig unterwegs

Der Umstand, dass Grasmann gerade noch rechtzeitig den Kontakt zu den letzten lebenden Hafnern bekam, ist einer der Glücksfälle seiner Forscherarbeit. Er fand durch seine Hartnäckigkeit einen Weg, die „ausgeprägte Zurückhaltung" der knorrigen Alten zu überwinden, wie Barteit sagte, und konnte dann „Insider", wie man heute sagen würde, über die Organisation des Handwerks, die Arbeitswelt in den Werkstätten und den Vertrieb des Geschirrs befragen. Über ein Jahrzehnt sei dazu mindestens ein Besuch pro Woche erforderlich gewesen. Auch heute noch könne man ermessen, welche Belastung dies neben dem Vollzeitberuf als Leiter der Postdienststelle und als Familienvater gewesen sein müsse.

 

Grasmann teilte sein Wissen bereitwillig mit dem Museumsteam, das ihm sowohl bei mehreren Ausgrabungen als auch bei der Inventarisierung behilflich war. Bis vor wenigen Jahren nahm er auch regelmäßig an Hafnersymposien teil. Für seine Dankesrede hatte er eine Reihe Lichtbilder vorbereitet, die diese gemeinsame Arbeit des im Kern bis heute fast unveränderten Museumsteams nachvollziehbar machte. Das Museumsteam war dafür 1997 mit dem VHS-Kulturpreis ausgezeichnet worden. Grasmann hat für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Museumsarbeit 1992 die Bürgermedaille erhalten und war 2003 mit der Ehrenbürgerwürde bedacht worden.

 

Für eine beschwingte Musik bei diesem Festakt sorgte das Trio „Kir Royal" unter der Leitung von Gabi Jäckle-Mayr. Im Anschluss gab die Stadt einem Empfang im Vortragsraum der Volkshochschule.

 

 

Bildunterschrift: Bürgermeister Helmut Haider hat am Mittwoch den Kulturpreis der Stadt Vilsbiburg an Lambert Grasmann verliehen; rechts Elfriede Grasmann, der für ihre Geduld mit dem eifrigen Heimatforscher gedankt wurde, und Peter Barteit, der die Laudatio hielt.